Titelseite Heft 2/2019


Mixed Media

Porträt

Liebe Leserinnen und Leser,

das Bewegtbild (der Film) fasziniert auch uns Fotografen. Und gerne probieren wir das Filmen selbst aus. Seltener als reinen Film, öfters als Ergänzung unserer Standbilder. Bewegte Szenen in Fotos zu zeigen ist einfach uncool. Oder?

Vor wenigen Wochen folgte ich einer Einladung in einen benachbarten Filmclub, ich durfte einige AV-Schauen vorführen. Ich habe mir natürlich einige Gedanken gemacht. Was zeige ich? Was ist typisch für AV? Was geht sogar nur mit AV?

Es ist ja nicht nur so, dass das Fotografieren an sich einfacher ist als Filmen. Beim Filmen ist schon rein technisch mehr Sorgfalt geboten in Bezug auf Ausschnitt, Belichtung und Stativeinsatz. Sorgfalt beim Fotografieren schadet auch nicht. Aber die Erfahrung zeigt, dass mit dem Raw-Konverter noch einiges gerettet wird: Horizont gerade stellen, Schatten aufhellen, ausgefressene Lichter wiederherstellen, dieses Handwerk gehört zum Fotografieren einfach dazu. Manche Filmkameras können auch im Raw-Format aufnehmen, das erzeugt jedoch irre Datenmengen.

Aber auch inhaltlich gibt es Gründe für das Fotografieren. Wenn sich im Motiv nichts bewegt, wie z. B. bei Architektur, warum soll ich dann Filmen? Das „fließende“ Bild, Bildcollagen und -montagen, Fokus-Stacking sind Beispiele, die mit Film kaum umsetzbar sind. Oder wenn man von Situationen überrascht wird, bei denen spontanes Handeln gefragt ist, ist die Fotokamera im Vorteil. Ebenso wenn es darum geht, einen Moment festzuhalten. Bei der Tongestaltung mit O-Ton ist wiederum der Film im Vorteil, aber die Synchronisation mit Musik ist bei Fotos sehr gut und eher besser als bei Film möglich.

Bei der Vorbereitung dieser Vorführung sind mir einige Stärken unserer Art der Audiovision bewusst geworden. Wichtig finde ich, in der jeweiligen Situation das passende Aufnahmemedium zu nutzen. Und gerade die Kombination verschiedener Medien von der Zeitlupe über Standbild bis Zeitraffer ist spannend. Nicht zuletzt kann auch beim Filmen „fotografisch gearbeitet“ werden, wie ab Seite 6 nachzulesen ist.

Jeder Mediengestalter hat, meist auf Grund seiner Historie, Vorlieben für das eine oder andere Medium. Eine strikte Unterscheidung zwischen AV hier und Film dort oder umgekehrt ist aber unsinnig und nicht mehr zeitgemäß. Das Resultat auf der Leinwand ist das, worauf es ankommt.

Mit herzlichen Grüßen

Unterschrift

Klaus Fritzsche