Titelseite Heft 1/2020


Öffnung

Porträt

Liebe Leserinnen und Leser,

früher, vor zwanzig und mehr Jahren, hantierten wir mit Diaschauen, bestehend aus einigen voluminösen Diamagazinen und einer Audio-Kassette oder -CD. Rein physikalisch war so eine Schau nur einmal vorhanden und konnte nur an einem Ort zur Zeit vorgeführt werden.

Heute ist eine Schau in einer Datei gespeichert, die vielfach kopiert werden kann und ebenso vielfach an verschiedenen Orten bestaunt werden kann – bzw. bestaunt werden könnte. Denn es ist leider so, dass wir in unseren Köpfen vielfach immer noch die Denke von vor zwanzig Jahren haben: Nur ich bestimme, wer mein Werk zu sehen bekommt.

Anders machen es die jüngeren Autoren (und auch einige AV-Dialog-Autoren), heute „Creators“ genannt. Völlig selbstverständlich werden die eigenen Werke (sehenswerte und weniger sehenswerte) im Internet veröffentlicht und sind sofort weltweit abrufbar.

Dass unser Medium ein Nischenmedium ist und keine große Öffentlichkeit erreicht, hängt auch mit dieser unserer Verschlossenheit zusammen. Jeder Autor möge deshalb in Betracht ziehen, seine Werke auf eine Videoplattform hochzuladen. Natürlich heißt das, dass Urheberrechte beachtet werden müssen. Aber das sollten sie doch ohnehin, oder? Es gibt genügend Musikquellen, die frei von GEMA-Rechten sind und die man halbwegs günstig kaufen kann. Wieviel Geld haben wir früher für Diafilme ausgegeben? Sicher mehr, als wir heute in gute Musik investieren.

AV-Festivals werden deshalb nicht überflüssig. Das Kino hat das Fernsehen überlebt und es wird auch die Streaming-Dienste im Internet überleben. Die große Leinwand und das Gemeinschaftserlebnis machen den Kinobesuch zu einem dauerhaft attraktiven „Event“. Genauso verhält es sich mit AV-Festivals.

Mit herzlichen Grüßen

Unterschrift

Klaus Fritzsche